Welpenvermittlung ,

 

 in erster Linie eine Frage des Gewissens!

 

Es ist Samstag Abend und das Telefon klingelt….

 

„Andreas Wemhoff, einen schönen guten Abend !“, melde ich mich .

 

Am anderen Ende der Leitung ist ein Mann mit sympathischer Stimme und meines Vernehmens nach von mittlerem Alter.

 

Er stellt sich höflich vor und bittet um ein Gespräch bezüglich der Anschaffung eines Mopses, genau genommen um das noch zu vermittelnde Mopsmädchen Mizzy aus Paula`s aktuellem Wurf.

 

 Da ich wohl nicht der erste Züchter bin, bei dem sich der nette Herr für einen Welpen beworben hat  und darum um die Fragen weiß, die ein verantwortungsvoller Züchter an den Welpeninteressenten hat, beginnt er sogleich ganz detailliert seine Lebensumstände zu beschreiben.

 

Er und seine Frau sind beide berufstätig, wohnhaft in Schwerte und arbeitend in Münster bzw. in Dortmund. Die fußläufig erreichbare HuTA ( Hundetagesstätte) hat noch einen Platz frei und somit wäre der Hund bestens während ihrer Abwesenheit betreut. Auch die Bewohner des Hauses wären mit dem Einzug eines Mopses einverstanden.

 

Ich kenne verschiedene Hunde aus unserer Zucht , die stundenweise in einer HuTa untergebracht sind und finde diese Lösung grundsätzlich begrüßenswert. Ist der Hund dort doch unter Seinesgleichen , erfährt im Idealfall Zuneigung und vielleicht auch etwas Erziehung .

 

Von daher war ich auch noch guter Dinge und war begeistert von der Umsichtigkeit dieser Interessenten.

 

Eigentlich nur noch der Form halber, fragte ich nach den Arbeitszeiten beider Eheleute….

 

Und nun kam ich doch nicht umhin , einmal kräftig zu schlucken , denn der kleine 8 Wochen alte Welpe sollte sogleich von morgens 07 Uhr bis abends 17-18 Uhr in die HuTa .

 

Vor meinem inneren Auge ließ ich einmal einen Tag mit meinen Hunden revue passieren und schon sprudelte meine Gegenfrage aus mir heraus: „ Entschuldigen Sie bitte , wenn ich Ihnen zu nahe trete, aber die Anschaffung eines Welpens unter diesen Umständen erachte ich als wenig hundefreundlich , vielmehr ist es äußerst egoistisch, sich einen Hund für eine abendliche Kuschelstunde auf dem Sofa und das Wochenende  anzuschaffen …. Immerhin war der Welpe von Beginn an mehr als 10 Stunden in der HuTA .

 

Wie sollte der Welpe zu seiner Familie eine Bindung aufbauen?

 

Wie und wann soll er mit den verschiedenen Umweltreizen konfrontiert und vertraut gemacht werden?

 

Wie sollte Erziehung, Prägung etc . funktionieren?

 

Was ist, wenn er krank wird oder sich in der Gruppe nicht wohl fühlt, gemobbt wird oder mit dem Stress dort nicht klar kommt?

 

 

 

 Ich nahm kein Blatt vor den Mund und redete auf ihn ein, das Wohl des Hundes zu beachten und diesen egoistischen Wunsch zugunsten des Hundes in dieser Form zu begraben und sagte ihm klipp und klar, dass er unter diesen Umständen keinen Hund von uns bekommen würde.

 

Ich schlug ihm vor, eventuell ein Dog-Sharing in Betracht zu ziehen und fest einen Hund am Wochenende zu betreuen oder eventuell im Tierschutzverein als fester Gassi-Geher seiner Hundeliebe zu frönen.

 

Der Anrufer zeigte sich sehr verständig und ich war guter Hoffnung, dass meine eindringlichen Worte irgendwie gefruchtet hatten.

 

 

 

Wie es der Zufall wollte, rief mich am nächsten Tag eine Züchterkollegin an, die wie ich , noch ein kleines Mopsmädchen zur Vermittlung hatte und sprach davon , dass sich ein netter Herr aus Schwerte bei ihr gemeldet hätte…

 

Ich war innerlich schon schwer enttäuscht, dass sich der „nette Herr“ doch als so unbelehrbar erwiesen hatte und war aber froh, dass sich meine Züchterkollegin wie ich gegen eine Abgabe aus den gleichen Gründen entschieden hatte- wusste aber sogleich, dass der „nette Herr“ mit absoluter Sicherheit mit Hilfe von „Ebay-Kleinanzeigen  & Co" doch noch fündig geworden ist – zur Not musste man eben ein wenig schwindeln.

 

Ich jedenfalls habe einige Tage später für die kleine Mizzy ein Traum-Zuhause bei einer mopsverrückten Dame gefunden und bin damit meinem Anspruch eines verantwortungsvollen Züchters treu geblieben…..

 

Eigentlich fast jede Welpen-Adoptivfamilie fragt mich irgendwann , ob es mir und uns nicht schwer fiele, die kleinen Welpen gehen zu lassen.

 

Ich antworte dann immer, dass ich von Anfang an weiß, dass wir die Zwerge nur eine gewisse Zeit hier haben und dass die Zeit der Aufzucht auch eine anstrengende und auslaugende und dennoch wunderschöne Zeit ist, die dann irgendwann nach 8-10 Wochen ein Ende findet, das wir dann begrüßen und gleichermaßen fürchten.

 

Viel schlimmer als der Abschied ist aber die  Ungewissheit, ob man die Kleinen, denen man all` sein Wissen und seine Zuneigung geschenkt hat , auch an die richtigen Menschen vermittelt hat und ob die Verhältnisse, die von den Adoptiveltern beschrieben wurden , auch der Wahrheit entsprachen….

 

In diesem Sinne

Enttäuschen Sie uns nicht!

 

Ihr Andreas Wemhoff