07.September 2015

"Weihnachten im Sommer"

... kleine Geschenke können manchmal so viel Freude machen!

Stöpsel ist wieder da!


Es geschah in den frühen Morgenstunden am 9.August …

Unsere Bulldoghündin Greta hatte per Kaiserschnitt einen großen Wurf entbunden . Es war der erste Kaiserschnitt  für den Sohn meines Tierarztes,  der gerade sein Studium abgeschlossen hat  und auch der erste Kaiserschnitt für meine Frau …

Beide waren sichtlich nervös und auch mich beschlich eine gewisse Unruhe, zumal wir einen Kaiserschnitt an Weihnachten noch in sehr schlechter Erinnerung hatten, bei dem die Mutter verstorben war und wir an Heilig Abend mit sieben schreienden Babys alleine dastanden.

Durch die Unerfahrenheit des jungen Arztes dauerte das Intubieren und auch alle anschließenden Arbeiten spürbar länger . Ich befürchtete , dass das „Wachrubbeln“ der Welpen durch die immer tiefer werdende Narkose im Nachgang immer schwieriger und langwieriger werden würde.

Als der Arzt dann noch ein Blutgefäß verletzte und das Blut quer durch den OP-Raum spritzte, war es als erstes um meine Frau geschehen, die fluchtartig den OP verlassen musste und leichenblass im Flur saß.

Ich hatte nun plötzlich keine Sorgen mehr um meine Welpen – nun stand die Gesundheit meiner Hündin auf dem Spiel . Ich bemerkte genau, wie mein Adrenalinspiegel ins Unermessliche stieg.

Kurz und gut, der Kaiserschnitt gelang und es wurden acht kräftige Bully-Babys entbunden. Wir rubbelten wie die Weltmeister und sieben von acht Welpen gaben die ersten Quietscher von sich – Musik in den Ohren eines besorgten Züchters.

Nur Nummer acht , eine kräftig rote Hündin, gab keinen Mucks von sich. Sie hatte offensichtlich zu viel Narkosemittel abbekommen und zeigte keinerlei körperliche Bewegungen . Ihre Atmung war sehr flach – aber sie lebte.

Zuhause angekommen, versuchten wir die Welpen anzulegen, aber meine Befürchtung bestätigte sich … Greta hatte keinerlei Milch und auch die kleine Rote machte keinerlei Anstalten der Besserung.

Ich beschloss , die Welpen, die unentwegt nach Nahrung schrien, zuzufüttern. Dazu nehme ich bei so kleinen Welpen immer eine ganz kleine 1 ml-Spritze mit einem extra Aufsatz, der den Ausgang der Spritze noch einmal verkleinert, um die Gefahr des Verschluckens beim Welpen zu minimieren. Aus den Erlebnissen der Vergangenheit gelernt, holte ich das lebenswichtige Kolostrum , das ich der letzten Bulldog-Mutter abgemolken und eingefroren hatte, aus dem Froster und versetzte damit die Welpenmilch.

 Erst zögerlich , aber dann immer gieriger , zogen die Zwerge an der Spritze und jeder trank zunächst zwei Millimeter und gab dann  Ruhe. Diese Prozedur wiederholte ich dann alle 1,5 Stunden .Nur die kleine Rote konnte nicht alleine trinken- ich versuchte ihr dennoch Tropfen für Tropfen einzuflößen und wollte die Hoffnung nicht aufgeben.

Da ich aber nicht erst seit gestern Hunde züchte, habe ich gelernt beizeiten zu akzeptieren, wenn Hilfe zu spät kommt und kann Welpen auch gehen lassen.

Nachts um drei Uhr passierte dann etwas, was mich allerdings nach langen Stunden der Aufregung und Sorgen und auch des Schlafentzuges, an den Rande des Wahnsinns treiben sollte.

Es war wieder an der Zeit , die Babys mit der Flasche zu versorgen, da Greta keinerlei Anzeichen für einen Milcheinschuss zeigte.

Ich zog die Spritze wieder auf und nahm einen Welpen, der besonders hungrig schien, als erstes aus der Wurfkiste. Die kleine Dame kannte die Spritze mittlerweile und zog gierig an ihr. In solchen Momenten macht das Füttern Spaß und entschädigt für den entgangenen Schlaf. Doch die Freude sollte ein jähes Ende finden, denn plötzlich löste sich durch den gierigen Sog der Spritzenaufsatz , der ein zu schnelles Schlucken der Milch eigentlich verhindern sollte, von der Spritze und verschwand unter meinem entsetzten und ungläubigen Blick im minikleinen Schlund des Welpen .  Ich hoffte , den Aufsatz noch irgendwie aus dem kleinen Mäulchen herausfischen zu können--- doch er war unwiederbringlich im Schlund des kleinen 240 Gramm leichten Babys verschwunden. Merkwürdigerweise zeigte der Welpe keine Anzeichen von Würgereiz  , sondern verlangte nach weiterer Nahrung . Völlig entsetzt und ungläubig und wohl auch unter Schock stehend, zog ich wie ferngesteuert die nächste Spritze, nun ohne Vorsatz, denn der war ja „weg“, auf und der Welpe zog auch diese Spritze leer, völlig unbeeindruckt von den Geschehnissen . Mir war klar, dass der Welpe mit so einem großen Fremdkörper im Schlund oder Magen nicht überleben könnte. Ich verfluchte die Hundezucht und wünschte mir einen „normalen“ Job und tat mir unendlich leid, hatte ich doch in diesem Moment mit dem Wurf ansonsten schon Sorgen genug.

Ich verständigte unsere Tierklinik und auch dort machte man mir keine Hoffnung. Eine Operation schloss man aus, da ein wenige Stunden alter Welpe die Strapazen der OP nicht überleben könnte.

Auch mein erfahrener Tierarzt schüttelte ungläubig den Kopf und  tat sich mit einer Prognose schwer.

Ich erwartete nun täglich das Schlimmste…

Doch zunächst entspannte sich die Situation dahingehend, dass bei Greta am zweiten Tag  die Milch einschoss. Damit hatte ich ein Menge weniger Arbeit . Gleichzeitig zahlte sich meine Mühe um das rote Mädchen aus , das nun gaaaanz langsam aus seiner Lethargie erwachte und erste Anzeichen von Saugreflexen zeigte. Nach 48 Stunden dann das Wunder. Die kleine Maus erwachte regelrecht aus ihrer Narkose und begann selbständig an Mutters Brust zu trinken. Wir waren überglücklich und entschädigt für die zurückliegenden sorgenvollen Stunden.

Nur unser „Stöpsel“, so nannten wir die Kleine in einem Anflug von Galgenhumor, machte uns große Sorgen . Komischerweise lebte sie immer noch und zeigte auch keine Anzeichen von Unwohlsein.

Die Tage vergingen und wie immer im Leben- man gewöhnt sich an alles- was bleibt einem auch sonst übrig.

Ich hoffte, dass mit zunehmendem Wachstum der Kleinen die Überlebenschancen steigen könnten und habe mir mehr als tausendmal vorgestellt, wie dieser „verdammte Spritzenvorsatz“ wohl aus dem Hund wieder herauszubekommen wäre…

Die Hündin wuchs heran, öffnete die Augen , begann zu krabbeln und entwickelte sich völlig normal.

Mittlerweile hatten wir uns damit getröstet, dass der Fremdkörper wohl schon irgendwie unbemerkt „rausgekommen“ sein musste .

Die Kleine war nun schon 4 Wochen jung, als  sich Greta eine leichte Magenverstimmung zuzog. Sie erbrach sich mehrfach und meine Sorge, dass die Erkrankung auch die Welpen treffen könnte, sollte auch berechtigt sein . Als erstes erkrankte meine kleine Stöpsel und sie erbrach sich mehrfach wie ihre Mutter. Als ich einige Stunden später im großen Auslauf die Zeitungen wechselte, traute ich meinen Augen kaum, hatte ich doch ein echtes Déjà- vu. Aus den zusammengeknüllten Zeitungen kullerte der seit vier Wochen vermisste Spritzenaufsatz . Völlig ungläubig und wieder mal fassungslos, hielt ich dieses kleine Teil in meinen Händen – ja und hätte es küssen können. ..

Stöpsel ist wieder da !

Weihnachten und Ostern zugleich bei Wemhoffs im September!