Ist der Züchter wirklich immer allein  der Böse?

 

Oder umgekehrt gefragt:

 

Was macht einen guten Welpenkäufer aus?

 

 

 

Schlägt man heute eine Hunde-Fachzeitschrift auf, dann findet man in jedem Exemplar einen Punkteplan , mit dessen Hilfe sich Züchter in gute und weniger Gute einteilen lassen- unbestritten ein wertvoller Führer im Dschungel der „vielfältigen“ Anbieter von Rassehunden und deren Rassemischungen.

 

Im Zeitalter von Internet und offenen Grenzen ist der europaweite Hundehandel völlig aus dem Ruder gelaufen und  weist teilweise Mafia-ähnliche Strukturen auf .

 

Die Welpenproduktion im großen Stil ist ein tragisches Kapitel und wird nur dadurch genährt, dass der „Verbraucher“ seinen besten vierbeinigen Freund möglichst preiswert erstehen möchte .

 

Fakt ist doch, dass wenn jeder Welpeninteressierte seinen Wunschhund bei einem  verantwortungsvollen Züchter kaufen würde, es letztendlich dieses Hundeelend in riesigen Welpenproduktionen , in grausamen Hundetransporten und Schwarzzuchten unter tierschutzwidrigen Umständen,  gar nicht geben würde.

 

Ich möchte den Punkte-Plan , der einen guten Züchter auszeichnet , an dieser Stelle auch nicht wiederholen, möchte nur betonen, dass ich mit den dort vorgestellten Ansprüchen voll und ganz konform gehe.

 

Ich möchte hier an dieser Stelle den Spieß einmal umdrehen und berichten , wie wir verantwortungsvollen Züchter uns einen „guten Welpeninteressenten“ wünschen :

 

Zunächst einmal sollte sich der Welpeninteressent darüber im Klaren sein , dass er ein Lebewesen ersteht, dass sein ganzes bisheriges Leben verändern wird.

 

An ihm allein wird es liegen, ob der Welpe in ein hundegerechtes Leben startet  , ob seinen Bedürfnissen nachgegangen wird und er nach 10-15 Jahren auf ein zufriedenes Hundeleben zurückschauen kann.

 

Wir als Züchter sind oftmals erstaunt und erschrocken, wie naiv oftmals an die Anschaffung eines vierbeinigen Familienmitgliedes herangegangen wird.

 

Auf unsere Frage, ob denn über den Tag ausreichend Zeit für den Welpen vorhanden wäre, bekommen wir immer häufiger die Antwort, dass man ihn doch mit in`s Büro nehmen könnte…

 

Unsere Frage ist dann immer :

 

 „Und was soll der Welpe tagsüber im Büro machen?

 

 Sie sind doch dort  um zu arbeiten und nicht , um dort Ihren Hund zu bespielen  oder ihm die Grundlagen der Stubenreinheit beizubringen, oder?

 

 Was ist , wenn der Hund krank ist? Darf der Hund auch mit Durchfall mit in`s  Büro , oder haben Sie so einen toleranten Chef, dass Sie dann einfach zuhause bleiben dürfen.

 

In der Regel werden wir bei Einwänden dieser Art  immer mit großen Augen angeschaut und man bleibt uns die Antwort schuldig….

 

Unbestritten gibt es Arbeitsplätze , wenn auch nur wenige, die einem Hund , oder speziell einem Welpen, zuzumuten sind. In der Regel aber sind sie es langfristig nicht.

 

Kein berufstätiger  Welpenkäufer kommt um ein soziales Netz umhin,  das in den verschiedenen Notsituationen zuverlässig Schutz bietet und letztendlich eine Berufstätigkeit mit Hund erst möglich macht.

 

Nichtsdestotrotz hält sich hartnäckig die Vorstellung , dass jeder Hund mit Freude den Tag unter dem Schreibtisch liegend verbringt, wenn er nur bei Herrchen oder Frauchen sein darf…

 

Dazu lässt sich mit wenigen Worten sagen, dass ein zufriedenes Hundeleben ganz anders aussieht…

 

Jeder Welpen-Interessent  sollte vor dem Kauf möglichst ehrlich in sich gehen , und folgende Fragen für sich beantworten:

 

1.    Was ist die Motivation für die Anschaffung eines Hundes?

 

2.    Bin ich mir der Verantwortung bewusst, die ich eingehe?

 

3.    Welche Bedürfnisse speziell hat der Vertreter der jeweiligen Rasse? Macht es mir langfristig Spaß, diesen nachzukommen?

 

4.    Reicht mein Zeitkontingent  , um dem Hund ein abwechslungsreiches ,hundegerechtes  Leben bieten zu können?

 

5.    Wie ist meine Lebensplanung in den nächsten 15 Jahren?

 

6.    Bin ich finanziell in der Lage , auch bei Krankheit eine eventuell teure Operation zu     ermöglichen? 

 

,,All `diese Fragen sollten Sie möglichst ehrlich zu sich selbst beantworten, damit Ihnen spätere Enttäuschungen erspart bleiben und Sie nach ca 15 gemeinsamen Jahren auf eine schöne und glückliche Zeit zurückblicken können.

 

Ein guter Züchter steht Ihnen in dieser Zeit gerne bei Fragen hilfreich zur Seite.

 

Abschließend noch ein paar Worte in eigener Sache…

 

Wenn Sie sich an einen Züchter wenden, der einen Wurf Ihrer Wunschrasse zu vergeben hat, dann erlauben Sie ihm einige Fragen ,die nur den einen Sinn haben, nämlich zu ergründen , ob der Anrufer die Grundvoraussetzungen für die Anschaffung eines vierbeinigen Gefährten mitbringt.

 

Wenn Sie dann einen ersten Besichtigungstermin ausmachen, versuchen Sie bitte pünktlich zu sein, denn ein Züchter muss zahlreiche Vorkehrungen treffen, wenn er sich die Zeit für ein ausgiebiges Gespräch „freischaufeln“ möchte…

 

Sollten Sie verhindert sein, gebietet es der Anstand, abzusagen – ansonsten sitzt der Züchter frustriert mit seiner Kanne Kaffee und dem Kuchen alleine da und hätte die Zeit wesentlich sinnvoller gestalten können…

 

Oftmals gestaltet sich der erste Kontakt zwischen Züchter und Interessent folgender Maßen…

 

Das Telefon klingelt , der Züchter sagt seinen Namen und dann kommt folgende Frage:

 

„Äh, ich wollt`mal fragen , was so`n Welpe bei Ihnen kostet….“

 

Zumeist ist dann der erste Kontakt auch der letzte…

 

Diesem  Anrufer ist die Herkunft, die Aufzucht, das Umfeld egal-er sucht das ultimative Schnäppchen …

 

Ein gefundenes Fressen für die Welpen-Mafia…!

 

Besuchen Sie bitte niemals zwei oder mehr Züchter  (sogenanntes“ Züchter-Hopping“)an einem Tag. Sie laufen damit unbewusst Gefahr, eventuelle Krankheitserreger von einem zum anderen Züchter zu tragen und bringen damit unter Umständen viel Leid über den ein oder anderen.

 

Jetzt gehen wir aber mal davon aus , dass das erste Zusammentreffen sehr freundlich und nett abgelaufen ist, Sie sich ein umfassendes und vertrauenserweckendes Bild von der Züchterfamilie machen konnten und der Züchter Sie als ebenso nett und vertrauenswürdig befunden hat.

 

Irgendwann ist es dann soweit und der kleine Welpe zieht bei Ihnen ein…

 

Vorweg schicken möchte ich , dass die meisten  Menschen , die von  uns ein vierbeiniges Familienmitglied anvertraut bekommen, uns im Nachhinein nicht enttäuschen, sondern wir glücklich sind , wieder ein gutes Zuhause für einen unserer Schützlinge gefunden zu haben.

 

Zumeist stehen wir zumindest in der ersten Zeit mit den neuen Adoptiveltern in mehr oder weniger intensivem Austausch und freuen uns sehr darüber.

 

Doch leider kommt es immer wieder vor, dass Menschen meinen, dass sie mit der Begleichung des Welpenpreises auch ihre Verantwortung uns Züchtern gegenüber beglichen hätten….

 

Das heißt , dass diese Menschen ihren Welpen zu gegebener Zeit bei uns abholen , „vollgestopft“ mit guten Ratschlägen unsererseits , und dem ernstgemeinten Versprechen, ein Hundeleben , falls gewünscht, Ansprechpartner für alle Belange rund um ihr Hundekind zu sein----- und dann auf nimmer Wiedersehen mit dem Welpen verschwinden.

 

Kein Anruf, kein Bild… nichts . Hat jemand eine  Ahnung, wie in solchen Situationen ein verantwortungsvoller Züchter empfindet?

 

Wir empfinden solch ein Verhalten jedesmal wie einen Schlag in`s Gesicht. Womit haben wir das verdient? Wir haben diese Menschen bis in unser Schlafzimmer kommen lassen, damit ein Blick in die Wurfkiste geworfen werden konnte. Wir haben uns für jedes Gespräch viel Zeit genommen—egal , wann angerufen wurde. Wir haben gemailt, zum Welpenspielen bei einer Tasse Kaffee eingeladen, haben unzählige Photos geschossen und alles für den Welpen getan, dass er ein ordentlicher Familienhund werden kann.

 

Und dann wird der Hund zum vereinbarten Termin abgeholt … und das war`s…

 

Ich hoffe, dass sich beim Lesen dieses Textes der ein oder andere Welpenkäufer ertappt fühlt und sich der Verantwortungslosigkeit uns gegenüber bewusst wird…

 

Um einen Welpen aus unserer Zucht loslassen zu können, brauchen wir unbedingt das Feedback nach einigen Tagen . Erst in dem Bewusstsein, dass es unserem Baby gut geht und der Mensch, seine Entscheidung für den Hund als richtig empfindet, ist uns dieser letzte und so wichtige Schritt des Loslassens möglich.

 

Es grüßen Sie herzlichst

 

Andreas und Gabriele Wemhoff mit Max und Lilly und

 

unseren zahlreichen Fellkindern

 

 

 

Ps:

 

Glücklicherweise sind fast alle unsere Hunde bei ganz wunderbaren Menschen und das freut uns ehrlich .

 

Vielen Dank an Sie alle!!!

 

 

 

meistens ist es schön.., aber manchmal tut`s auch weh!
meistens ist es schön.., aber manchmal tut`s auch weh!