Treffen der Schutzengel bei Wemhoffs…

 

 

 

Es ist der 9. Februar 2017, eigentlich ein ganz normaler Tag …

 

Nachdem alle Tiere versorgt, das Haus geputzt und der Hof gefegt war, erwartete ich eine Familie , die ihre Hündin von unserem Obama belegen lassen wollte. Da sie sich verspäteten, wie sie telefonisch mitteilten, beschloss ich einige Arbeiten zu erledigen, die ich schon seit ein paar Tagen vor mir hergeschoben hatte. Zunächst entwurmte ich die Pferde, streute den Hühnerstall mit frischem Heu aus und entschloss mich dann zu einer Maßnahme, die mir immer Magenschmerzen bereitet.

 

Diejenigen, die uns schon einmal besucht haben, wissen, dass wir eigentlich inmitten von Feldern wohnen. Eigentlich traumhaft schön, doch jedes Jahr im Herbst, nachdem die Felder abgeerntet sind und die Natur die ersten Fröste über`s Land schickt, wird es so manchem Getier auch zu ungemütlich draußen und so ziehen alljährlich auch die mir nicht so sympathischen Ratten in die umliegenden Scheunen. Da unsere ganze Einfahrt mit großen Walnussbäumen eingesäumt ist, und diese unwillkommenen Gäste großen Gefallen an den versteckten Walnüssen in den Hecken und Laubhaufen finden und sie auch fleißig sammeln, um dann im Winter auch keinen Hunger leiden zu müssen, müssen wir diesen Tierchen auf anderem Wege das Leben schwer machen.

 

Zu diesem Zwecke habe ich mehrere unzugängliche Stellen auf unserem Hof mit Ratten-Köderboxen bedacht und muss diese dann von Zeit zu Zeit neu befüllen.

 

Da Ratten sehr schlau sind, wirkt dieses Gift, das die natürliche Blutgerinnungsfähigkeit außer Kraft setzt, zeitversetzt, damit die Ratte die Giftaufnahme nicht mit dem Ableben der Artgenossen in Verbindung bringt. Das ist schlecht für die Ratte --- aber noch schlechter für beispielsweise einen Hund, der das Gift aufgenommen hat, da es , wenn sich die ersten Symptome einer Vergiftung zeigen , in der Regel zu spät für eine Rettung des Hundes ist…

 

Doch zurück zum besagten Vormittag. Die Kontrolle der Köderboxen ergab, dass wir kein außerordentliches Rattenproblem haben, da die Boxen nahezu unberührt waren. Da ich aber einen Abend vorher ein Exemplar unter dem Hundehaus verschwinden sah, beschloss ich an einer mir sicher erscheinenden Stelle, Gift auzulegen. Dazu nahm ich einen Blumenuntersetzer und befüllte ihn mit den Gift-Haferflocken und schob diesen Teller unter einen schmalen Schlitz so weit ich konnte unter das Hundehaus. Ich war mir ganz sicher, da der Boden auch noch durch ein Betonplatte gesichert war, dass kein Hund diesen Teller erreichen konnte….

 

Der Besuch kam nun endlich , die Belegung klappte und der Tag nahm seinen Lauf.

 

Nachmittags bat mich unsere Tochter, die mit ihrem Pony auf unserem Reitplatz für eine Reitprüfung übte, ihr zuzusehen und vielleicht noch den ein oder anderen Tipp für sie zu haben.

 

Die Hunde genossen derweil alle Freilauf und tummelten sich alle auf dem Hof. Mal gab es etwas Streit und auch die Rüden tobten und protestierten, dass ihnen der Freilauf verwehrt war- aber es waren vier Hündinnen gleichzeitig läufig geworden und da war strikte Trennung oberstes Gebot.

 

Lilly und ihr Pony  und auch ich waren sehr zufrieden mit dem Training gewesen und so verließ ich den Reitplatz und betrat den Innenhof und habe sofort ganz verzweifelt vor Entsetzen  angefangen zu schreien…

 

Charly, eine Bullyhündin stand von allen Hunden umringt vor dem Hundehaus und fraß gierig an dem besagten Blumenuntersatz, den ich wenige Stunden vorher , doch so gut vor den Hunden „versteckt“ hatte…

 

Ein kleiner Rest Giftflocken war noch auf dem Teller, als ich ihn ihr wegnahm. Charlys Gesicht war von dem roten Gift ganz purpurfarben und sie verstand auch mein irres Geschrei nicht- genauso wie die anderen Hunde, die mich wohl noch nie in ihrem Leben „so aus dem Häuschen „ gesehen und erlebt hatten. Hätte ich noch Haare auf dem Kopf – jetzt hätte ich sie mir wohl vor lauter Verzweiflung allesamt ausgerissen…

 

Ich rief mich innerlich zur Ruhe und meine hinzugeeilte Tochter und ich untersuchten nun alle Hunde auf verräterische rote Giftspuren im Gesicht.

 

Außer der armen Charly, schien keiner der anderen Hunde an das Gift gekommen zu sein. Das schien mir sogar naheliegend, da Charly zwar nicht die ranghöchste Hündin , dafür aber sicher die futterneidischte Dame von allen ist. In meiner Verzweiflung teilte ich nun alle nervös gewordenen Hunde in Kleingruppen ein, beauftragte meine Tochter mit der Beobachtung der Hunde auf auffällige Veränderungen und setzte mich mit Charly in`s Auto um schnellstmöglich den Nächstgelegenen meiner Tierärzte aufzusuchen .

 

Dort angekommen , wurde ich bzw. Charly als Notfallpatient , sogleich in den Behandlungsraum gebeten . Nach kurzer Rücksprache wurde ihr sogleich ein Brechmittel gespritzt und keine drei Minuten später zeigte die Spritze ihre Wirkung.

 

Die Hündin „kotzte sich die Seele aus dem Leib“ und als der erste rote Klumpen Gift aus ihr herauskam, hätte ich vor Glück und Erleichterung wieder schreien können.

 

Charly erbrach sich fast eine Stunde lang unaufhörlich und als nur noch Galle kam, war auch die Tierärztin ganz zuversichtlich , dass für die Hündin nun keine Gefahr mehr bestünde. Ich war so unendlich erleichtert und verbrachte die Hündin zurück in`s Auto um meine Rechnung zu bezahlen , als meine Tochter Lilly mich auf dem Handy anrief: „Du Papa, die Paula ist irgendwie so komisch und will gar nicht mehr fressen!“

 

Im Nu war meine Erleichterung über Charly`s Rettung wieder vergessen und neue Sorgen machten sich breit. Kurzerhand bat ich die Tierärztin um das gleiche Brechmittel für Paula und fuhr grübelnd nach Hause. Es stellte sich nun doch die Frage , ob vielleicht doch noch mehr Hunde von dem Gift gefressen hatten…

 

Zuhause verabreichte ich ihr das Mittel, das auch sogleich Wirkung zeigte und war doch sehr erleichtert , dass keine einzige Gift-Haferflocke den Weg in Paula`s Magen gefunden hatte.

 

Ich war nun sehr zuversichtlich , dass die Gefahr gebannt schien und brauchte danach erst mal einen Schnaps…

 

Nicht auszudenken, wenn ich die Giftaufnahme gar nicht bemerkt hätte und Tage später das große Hundesterben begonnen hätte…

 

Ich habe diese Geschichte aufgeschrieben, damit die Leser dieser Geschichte, die ja auch fast alle Hundehalter sind, in Zukunft , genau wie ich , noch mehr Umsicht bei der eventuell notwendigen Ausbringung  von Giftködern walten lassen.

 

Das größte Dankeschön gilt allerdings der ganzen Heerschar von Schutzengeln, die hier wohl gerade zu Gast gewesen sein mussten.

 

Ich werde wohl noch einige Zeit brauchen, um dieses aufrührende Erlebnis zu verarbeiten.

 

 

 

In Dankbarkeit!

 

Andreas Wemhoff

 

Hier hatte ich den Teller , so weit ich konnte , heruntergeschoben.

Dieser fünf Zentimeter hohe Schlitz wäre meinen Hunden beinahe zum Verhängnis geworden.
Dieser fünf Zentimeter hohe Schlitz wäre meinen Hunden beinahe zum Verhängnis geworden.